Pressemitteilung 10.11.2025

Tom Lichtenthäler \ 11.11.2025

Die Entscheidung kam nicht plötzlich, aber dennoch gewissermaßen unerwartet. Mit der Wiedervereinigung in Deutschland, änderten sich auch die Anforderungen, die an den Betrieb eines Kernkraftwerks gestellt wurden. Gerade noch war man darin begriffen die Anzahl der Reaktoren im KKW „Bruno Leuschner“ in Lubmin zu verdoppeln, als entschieden wurde, dass das gesamte Kraftwerk inklusive Bautätigkeiten eingestellt werden sollten. Was für tausende Angestellte eine echte Katastrophe darstellte, hat aus der heutigen Perspektive den Vorteil, dass in Lubmin bis heute ein wahres Kleinod existiert. Der Reaktorblock 6 stand kurz vor der Inbetriebnahme, aber kam durch den politischen Umbruch nie mit radioaktivem Material in Kontakt. Der Weg zum installierten Druckwasserreaktor des Typs WWER-440/213 ist für Besucher freigeräumt und kann seit dem Jahr 2000 besichtigt werden. Diese erhalten hier Einblick in das Innere eines Kernkraftwerks, wie sonst nirgends.

Die Erhaltungsinitiative „Reaktorblock 6“ hat sich zur Aufgabe gemacht, die Zukunft des einzigartigen Bauwerks abzusichern. Denn dass dieses auch auf absehbare Zeit weiter zugänglich bleibt ist keineswegs selbstverständlich. Aufgrund der baulichen Begebenheiten bedarf es gezielter Planung beim Rückbau des benachbarten Reaktorblocks um den Zustand des Anschauungsstücks zu bewahren. Sie wirft deshalb die Fragen auf: Was können und wollen wir mit einem solchen Klotz zukünftig anstellen? Die Fragen stellte sie dabei zuerst den Anwohnern und Gemeinden in der Nähe des ehemaligen Kraftwerks. Bei Diskussionsständen sammelte die Initiative Ideen und Fragen zur möglichen Erhaltung des Reaktorblocks.

„Die Bandbreite dessen, was sich die Leute für Nutzungen in einem solchen industriekulturellen Objekt vorstellen können, hat mich sehr überrascht. Von sportlichen Aktivitäten wie Klettern, über Konzerte oder Escape-Rooms bis hin zur Errichtung einer kleinen Brauerei war alles dabei. Besonders am Herzen lag aber vielen, dass der historische Kontext und die ganzen originalen Bestandteile, die nach 30 Jahren Rückbau am Standort glücklicherweise erhalten wurden, weiter erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich bleiben.“ erklärt Tom Lichtenthäler, der Initiator der Erhaltungsinitiative. Von den kritischen Anmerkungen betrafen die meisten die Umsetzung des Vorhabens. Die Herausforderung ist der Initiative durchaus bewusst: „Wir optimistisch, dass sich Mittel und Wege finden lassen, wenn einmal ein Ziel ins Auge gefasst wurde. Durch die Diskussionen ist jedenfalls klar geworden, dass sich die Menschen eine Zukunft für den Reaktorblock 6 wünschen.“,

Auch den Gemeinden Kröslin und Lubmin wurde der Plan der Initiative vorgestellt. Denn wenn das ehemalige Kernkraftwerk einmal ein größerer Besuchermagnet werden sollte, hat das natürlich vor allem Auswirkungen auf die umliegenden Siedlungen. Die Geschichte der Gemeinden selbst könnte Teil des Museums werden.

„Der Vorteil an einem solchen Ort ist die Vielzahl an Themen die sich hier vermitteln lassen. Nicht nur Technikbegeisterte kommen hier auf ihre Kosten, sondern auch solche, die sich für die lokale Geschichte interessieren. Mit zehntausend Angestellten war das Kraftwerk und seine Baustelle der maßgebliche Faktor für die Entwicklung der Region, was mit der Abschaltung zu einem extremen Bruch führte, auch dies könnte man in einem Museum darstellen. Außerdem sind die Erfordernisse und der Ablauf der nachfolgenden Stilllegung selbst sind ein ganz eigenes Thema, zu dem es nirgendwo in Deutschland so viel Know-How gibt wie hier in Lubmin.“, schwärmt Lichtenthäler von den Möglichkeiten, will aber auch ganz klarstellen: „Wir wollen hier kein Denkmal für oder gegen die Kernkraft errichten. Die Diskussion ist in Deutschland über Jahrzehnte geführt worden und hatte zum Ergebnis, dass nun alle Kernkraftwerke abgeschaltet wurden. Wir möchten, dass die Argumente beider Seiten nachvollziehbar bleiben und einen Ort schaffen, an dem man sich auch zukünftig über das Thema austauschen kann. Und wo ginge das besser als in einem Reaktorblock selbst?“.

Kontakt zur Initiative erhalten Sie über: www.erhaltung-kgr6.de


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