Tom Lichtenthäler / 13.08.2025
Andrej Quade berät in der Landesfachstelle Museum M-V des Museumsverbands Mecklenburg-Vorpommern (externer Link) Einrichtungen im Land zu verschiedensten museumsrelevanten Themen. Darüber hinaus ist er Sprecher der Fachgruppe Technik- und Industriemuseen des Deutschen Museumsbundes und hat sich gemeinsam mit der Erhaltungsinitiative den KGR 6 mal genauer angesehen. Ich habe ihm in Anschluss einige Fragen gestellt.
Hast du eine persönliche Verbindung zum KKW Lubmin?
Irgendwie schon, Verwandte von mir sind dort Ende der 1980er Jahre als junge Leute hingezogen, frisch ausgebildet in der Sowjetunion. Nach 1990 mussten sie sich – wie so viele – umorientieren.
Hast Du schon mal mit vergleichbaren Objekten gearbeitet? Was kann man davon für die UMSETZUNG des KGR 6 Projekts lernen?
Ich war beteiligt an der Konzeption und Umsetzung eines recht großen Museums hier in MV, in einem ehemaligen Kasernenkomplex als Nachnutzung. Da finden sich sicherlich Parallelen. Das Allerwichtigste ist halt Durchhaltewillen und dass genügend Leute das Projekt wirklich unterstützen. Dann kann es was werden.
Was unterscheidet den KGR 6 von anderen Industriekulturellen Denkmälern?
Hier wurde der Betrieb vorbereitet, bis kurz vor Start und dann hat man das Objekt sozusagen „eingefroren“. Das ist schon sehr besonders.
Warum sind technikhistorische Anlagen erhaltenswert?
Technikhistorische Anlagen sind Relikte aus unserem vergangenen Alltag. Sie berichten aus einer Vergangenheit, die von vielen tatsächlich erlebt wurde, anders als es z.B. bei Gutshäusern oder Schlössern der Fall ist. Somit sind sie für die Identität einer Region oftmals prägend, man schaue nur ins Ruhrgebiet mit der Schwerindustrie oder ins Saarland mit dem Kohlebergbau. Die Werften in MV wären ein Beispiel aus unserer Region. Wenn man die Chance hat – und diese Chance gibt es ja hier in Lubmin – dann sollte man versuchen, besondere technikhistorische Anlagen bzw. Anlagen der Industriekultur zu erhalten.

Wäre ein Kernkraft-Museum eine passende Ergänzung zur Museumslandschaft MV/Vorpommern?
Ich meine eindeutig ja. Es würde sehr gut die Museumslandschaft als Technologie-Museum ergänzen. Und es könnte mindestens überregionale Strahlkraft entwickeln.
Was für Vorteile siehst Du beim KGR 6 für eine Nutzung als Bildungsort?
Hier lassen sich naturwissenschaftliche Themen vermitteln, energiepolitische, historische oder auch baugeschichtliche. Also schon vom Themenspektrum her toll. Und das alles an einem authentischen Ort, wo die Vermittlung auch einen gewissen abenteuerlichen Aspekt haben kann, was nicht schaden könnte, meine ich.
Lässt sich ein Standort wie der KGR 6 überhaupt als Bildungsort betreiben?
Nur mit entsprechender öffentlicher Unterstützung und am besten auch mit Unterstützung aus der Wirtschaft, evtl. Energiewirtschaft.
Kannst Du dir andere Nachnutzungen vorstellen, was würden Sie sich für den Standort wünschen?
Natürlich kann man sich auch Erlebnistourismus o.ä. vorstellen. Ich glaube tatsächlich, dass sich auch verschiedene Konzepte gleichzeitig bzw. in Kooperation in der KGR 6 umsetzen lassen.
Vielen Dank an Andrej Quade für seine Einschätzungen und Unterstützung!
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