Perspektive: Museum

Seit dem Jahr besteht die Möglichkeit sich auf einer Besucherroute durch den Reaktorblock führen zu lassen. Diese ist angemessen gesichert und ermöglicht einen Einblick in alle wichtigen Komponenten des Primärkreislaufs. So nah kommt man kerntechnischen Anlagen sonst nie – und schon gar nicht ohne strahlenschutzrechtliche Bedenken. Das Angebot dient der Aufklärung über die Arbeit der EWN, also der Stillegung von Kernkraftwerken. Es hat aber das Potential das große Spektrum der mit KKW assoziierten Themen zu behandeln. In einer Dauerausstellung, im ebenfalls vorhandenen Informationszentrum, werden bereits neben der Technik im KKW und den Aufgaben des Rückbaus Informationen z. B. zur Geschichte des KKW präsentiert.

Besucherroute Reaktorblock 6
Bildnachweis: Bernhard Ludewig

Anhand der 5 Kernaufgaben eines Museums soll die Perspektive für den KGR 6 genauer erläutert werden:

Sammeln

Neben dem Herzstück des KGR 6: der Reaktorblock mit seinem festen Inventar, gibt es noch viele Gegenstände die Träger von Informationen zum Thema sind. Dazu gehören zum Beispiel die Modelle in der aktuellen Ausstellung, aber auch Aufzeichnungen. In einer Sammlung wären diese Gegenstände geordnet, sodass sie für die weiteren Aufgaben nutzbar sind.

Bewahren
Es reicht natürlich nicht nur den Abriss des KGR 6 zu verhindern, sondern seine langfristige Erhaltung bedarf natürlich auch Pflege um ihn vor dem Verfall zu schützen. Dafür braucht es organisatorische Strukturen und ein Museum müsste genau dies tun.

Forschen
Wenngleich dies nicht der fordergründigste Aspekt sein dürfte, böte eine Sammlung am KGR 6 die Möglichkeit auch zukünftig noch Nachforschungen anzustellen, zum Beispiel zum Thema Deutsche Einheit, bei der die Frage um die Atomkraftwerke ein wichtiges Thema war.

Ausstellen
Der wichtigste Aspekt ist, dass die Sammlung und damit in erster Linie der KGR 6 für die Öffentlichkeit zugänglich bleibt. Zusätzlich können weitere Exponate und eine ausgebaute Ausstellung eine Fülle an Informationen darstellen, um das Erlebnis einen Reaktorblock begehen zu können mit dem nötigen Kontext abzurunden.

Vermitteln
Durch museumspädagogische Arbeit könnten einzelne Themen herausgegriffen werden und zum Beispiel in Angeboten für Schulklassen, aber auch Veranstaltungen für die Öffentlichkeit vertieft werden. Das fachspezifische Wissen der EWN zum Thema Stilllegung könnte an keinem Ort besser weitergegeben werden als vor Ort. So könnten in einer Art Stillegungs-Akademie Fachkräfte für die Stillegung an anderen KKW Standorten ggf. in der ganzen Welt ausgebildet werden.

Panoramabild Reaktorgrube KGR 6
Bildnachweis: Bernhard Ludewig

Mögliche Themen für ein Museum könnten sein:

  • zivile Kernkraftnutzung in der DDR (inkl. Uranbergbau)
  • lokale Geschichte des Ortes (Bedeutung als Arbeitsplatz, für die Stromversorgung, etc.)
  • Industriekultur Kernkraftwerk
  • Anti-KKW Bewegung (besonderer Fokus auf die wenig besprochene Umweltbewegung in der DDR)
  • Technik und Prozess der Stillegung
  • Zwischen- und Endlagerung
  • uvm.

Selbstverständlich müssten alle Themen durch ein unparteiisches Gremium aufbereitet werden – es sollte kein Denkmal speziell für oder gegen Kernkraft entstehen.

Rückseite des 10-Mark-Schein der DDR, dargestellt ist eine Frau in der Blockwarte des KKW Rheinsberg

Ein vielseitiges Beispiel ist das existierende Industriedenkmal Peenemünde. Hier hat man es geschafft einen Ort mit schwieriger Geschichte zu bewahren und öffentlich zugänglich zu machen. Für Diskussionen um die ehem. Heeresversuchanstalt gibt es keinen besseren Ort. So ist es auch mit der Diskussion um die zivile Kernkraftnutzung. Dabei ist das Denkmal auch zu einem touristischen Faktor geworden: 150 000 Besucher*innen wurden im Jahr 2021 gezählt. Für eine Region die stark von Tourismus abhängig ist, und die stetig nach neuen Anziehungspunkten sucht wäre der KGR 6 zwischen den großen Museen in Stralsund und Peenemünde eine gute Ergänzung.

Industriedenkmal Peenemünde