Perspektive: Industrie

Weitet man den Blick vom Reaktorblock 6 auf direkte Umgebung, stellt man fest, dass sich das ehemalige KKW nicht allein auf dem extra für die Errichtung desselben gerodeten Teils der Lubminer Heide befindet.

Direkt an den Entwässerungskanal angerenzend befindet sich der Industriehafen Lubmin und die Marina Lubmin. Hier besteht auch der Anlandungsplatz der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1. Nach der Einstellung der Erdgas-Lieferungen durch Russland baute die Deutsche ReGas GmbH & Co. KGaA hier das LNG-Terminal Deutsche Ostsee auf, bevor es nach Mukran verlegt wurde. Dennoch wird mittels einer neu gebauten Pipeline durch den Greifswalder Bodden auch weiterhin der existierende Einspeisepunkt in das überregionale Erdgasnetz (EUGAL/OPAL/NEL) in Lubmin genutzt.

Inzwischen plant die Deutsche ReGas am Lubminer Standort eine Großelektrolyseanlage zur Produktion von grünem Wasserstoff, sowie ein H2-Import-Terminal zu errichten.
Auch das Unternehmen HH2E will hier eine großskalige Wasserstoffproduktion aufbauen (verzögert durch eine Insolvenz in 2024).

Östlich des KKW-Geländes grenzt das Umspannwerk Lubmin an, welches als Netzanknüpfungspunkt für die Offshore-Windparks nordöstlich von Rügen genutzt wird. Der Netzbetreiber 50hertz ist mit dem Ausbau jedoch an eine flächenbedingte Grenze gestoßen, weshalb bei neueren Projekten (Ostwind 3 und 4) zusätzlich die Kapazitäten im nahegelegenen Brünzow ausgebaut werden. (externer Link)

Der sehr gute Anschluss an die Medien Erdgas, Wasserstoff und Strom macht den Standort des ehemaligen KKW und Umgebung langfristig attraktiv für verschiedene Gewerbe. Viele Unternehmen haben sich bereits jetzt im Umfeld angesiedelt und mehrere größere Projekte sind noch in Planung. Auch die EWN selbst wird als Betreiberin der Zwischenlager ZLN und ESTRAL absehbar noch für viele Jahrzehnte präsent bleiben.

Eine potentielle Nachnutzungperspektive muss man vor den verschiedenen Umgebungs-Kontexten diskuttieren:
– attraktive Tourismusregion direkt am Ostseebad Lubmin zwischen den Inseln Rügen und Usedom, mitten in dem Waldgebiet Lubminer Heide
– attraktives Industriegebiet Lubmin mit voraussichtlicher intensiver gewerblicher/industrieller Nutzung

Im Gegensatz zu den Reaktorblöcken 1-5, ist für KGR 6 eine Nachnutzung potentiell denkbar und damit auch eine Nutzung durch eine andere als zur Erzeugung von Kernenergie. Natürlich ist er aber durch den baulichen Verbund mit KGR 5 planerisch anspruchsvoll und aktuell gibt es für uns keine Hinweise, dass es ein Interesse gibt, das bestehende Gebäude für eine industrielle Nutzung zu erhalten. Zu diesem Zweck erschiene es einfacher den vollständigen Rückbau abzuwarten und dann ggf. eine passende Anlage an selber Stelle neu zu errichten.